Das Zitat stammt von meiner Tochter – und sie ist seit nunmehr 9 Jahren auf der Welt. Ob sie tatsächlich aktive Erinnerungen auch an die ersten Jahre hat, darf durchaus bezweifelt werden; auch ihr Interesse am Radfahren war zu dieser Zeit doch eher gering ausgeprägt. Aber warum hat sie das gesagt?
Wir waren auf dem Weg Richtung Stadion Salinental. Just hinter dem Brauwerk beginnt der kritisierte Weg. So geht der Bürgersteig in ein einen weiterhin grau gepflasterten Bereich über und daneben tut sich ein rot gepflasterter etwas breiterer Weg-Bestandteil auf.
Aber wir waren noch gar nicht dort angekommen, da ärgerte sich meine Tochter bereits über sich vermeintlich falsch verhaltende Fußgänger:innen. „Die laufen immer kreuz und quer auf meiner Spur rum“, kritisierte sie. Zeit also für eine kurze Regelkunde zu den Verkehrszeichen. Denn diese auf den ersten Blick eindeutige Trennung von Radfahrenden und den Fußgänger:innen ist durch Beschilderung als gemeinsamer Fuß-/Radweg ausgewiesen und somit eben nicht getrennt. Folglich verhalten sich die Fußgänger:innen völlig korrekt. Wenn ich dachte meine Tochter damit beeindruckt haben zu können, hatte ich weit gefehlt. Es erschien ihr vollkommen unlogisch, dass ein solcher Weg, bei bester baulicher Voraussetzung, so – aus ihrer Sicht – fehlerhaft beschildert sein kann, denn: „Seit ich auf der Welt bin sind in Bad Kreuznach Radwege rot!“
Zugegebenermaßen kam ich auch ins Grübeln, weshalb diese Beschilderung dort in dieser Form existiert. Es ist auch eingeschränkt Autoverkehr zugelassen, das dürfte aber einer Beschilderung als getrennter Fuß-/Radweg nicht im Wege zu stehen – würde es doch sogar eher noch für größere Klarheit sorgen. So kann ich mir nur vorstellen, dass die Platzverhältnisse, die die Fußgänger:innen dann stark einschränken würden, dagegen sprechen. In der idealen Welt, würde man die Platzverhältnisse anpassen und nichts würde gegen eine neue Beschilderung sprechen. Es ist aber auch gar kein dringlicher Handlungsbedarf an dieser Stelle gegeben. Insgesamt kommen Radfahrende und Fußgänger:innen miteinander aus. Und da kurz darauf die recht enge Brücke Nahe folgt und das Rad geschoben werden muss, sind hier auch keine enormen Geschwindigkeitsvorteile zu erwarten. Aber was bleibt ist mal wieder eine Stelle der Uneindeutigkeit. Pflasterung und Beschilderung gehen nicht konform und erzeugen damit Irritationen – nicht nur bei meiner Tochter.
Nachdem ich nun dank ihr im vollen Beschilderungsmodus war, fielen mir auf der Strecke doch so einige Verbotsschilder für den Radverkehr auf – zumeist in Verbindung mit dem Schild Gehweg, welches das Radfahren ohnehin verbietet. Im Sinne der Klarheit sicherlich an mancher Stelle nicht verkehrt, dennoch könnte man eine gewisse Fahrradfeindlichkeit vermuten. Anderseits, und das gehört nun einmal auch zum Radfahralltag in Bad Kreuznach, wirkt das Verbotszeichen möglicherweise effektiver, denn nach wie vor sind Bürgersteige, Gehwege und die Fußgängerzone nicht frei von Radfahrenden, die die Einfahrtsverbote schlimmstenfalls aktiv ignorieren oder zumindest sich derer nicht bewusst sind.
Auf dem Rückweg fragte ich mich dann tatsächlich, ob es wohl gestattet ist wieder in Richtung Brauwerk zu radeln – zumindest fiel mir kein Zeichen auf, das dies erlaubte oder verbot. Als dann noch ein PKW ins Salinental gefahren kam, wohl um zu der Kanustrecke zu gelangen (was ich an dieser Stelle gar nicht kritisieren will, da ich Anspruch, Notwendigkeit und Erlaubnis nicht beurteilen kann), dachte ich mir, dass wir vermutlich noch hunderte Verkehrsschilder aufstellen könnten und dennoch Konflikte immer wieder aufbrechen würden.
Schlussendlich ist es im gesamtgesellschaftlichen Umdenken noch ein langer Weg. Warum ein Radfahrender, immer wieder gerne gesehen in der Kurhausstraße, auf Fußgänger:innen scheinbar bedrohlicher und störender wirkt als ein PKW, muss wohl in unserer Prägung liegen. Doch steter Tropfen höhlt den Stein: Mit Freude durfte ich feststellen, dass die Radwegsmarkierungen rund um den Bourger Platz erneuert wurden – und vor allem auch die kurz nach der ursprünglichen Fertigstellung durch eine Baustelle nach Wasserrohrbruch verschwundenen Markierungen wieder aufgebracht sind. Es wurden sogar noch weitere Markierungen an der Blockumfahrt hinzugefügt, die die Radspuren bereits früher beginnen lassen.
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