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Die Rad-AG und der neue Oberbürgermeister

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Mein letzter Beitrag in diesem Blog ist beinahe 2 Monate her. Eine Ewigkeit möchte man meinen. Doch die Bad Kreuznacher Rad-AG musste auf das Treffen am vergangenen Montag ganze 2 Jahre warten.

Doch diese 2 Jahre waren mitnichten Jahre des Stillstandes. Eine Menge rote Farbe für Radwege und doch so einige Verbesserungen konnten die Verantwortlichen präsentieren. Zu diesen Verantwortlichen gehörte diesmal auch Emanuel Letz als neuer Oberbürgermeister. Sein Auftritt war sicherlich nicht nur von mir mit Spannung erwartet worden, durchzogen doch Radwege und die Diskussion darüber (vornehmlich von Nichtradfahrern geführt, möchte man polemisch anmerken) den Wahlkampf wie ein roter Faden – oder noch eher rotes Tuch für die Wahlkämpfenden. Emanuel Letz durfte nun also seine Premiere vor Radfahrenden geben.

Ich werde jetzt nicht alles ausradieren.

Emanuel Letz während der Rad-AG

Nun, der Oberbürgermeister begann und berichtete, dass er auch Bestandteil der Rad-AG bei deren Gründung gewesen sei. Er erinnerte hierbei ausgerechnet daran, dass in der ersten Sitzung die Diskussion um die Radverbindung im Mühlweg und den verkehrsberuhigten Bereich an der dortigen Kindertagesstätte in die Forderung gemündet hatte, dass man dies aufheben müsse, um den Radfahrenden ein flottes Vorankommen zu ermöglichen. Für mich ein sehr interessanter Einstieg. Im Plenum waren damals über 50 Menschen, an Herrn Letz erinnere ich mich nicht, was aber auch nicht weiter verwundern dürfte. Der Vorschlag wurde natürlich direkt innerhalb dieses Plenums als nicht vertretbar zurückgewiesen – aber Herr Letz hatte seinen Punkt 2 Jahre später gesetzt: Vorschläge gerne, aber bitte vernünftig sollen sie sein. Nun was ist vernünftig? Alle Radspuren wieder rückgängig zu machen, kommt nicht in Frage. Doch seine oben stehende Formulierung lässt natürlich einzelne Maßnahmen durchaus zu. So entpuppte sich im weiteren Verlauf der Diskussion die Radspur in der Viktoriastraße (die mittig ausgeführte vor der Kreuzung zur Wilhelmstraße) als durchaus zwiespältig beurteilt. Oberbürgermeister Letz freute sich jedenfalls sichtlich über jede Kritik daran, so mein persönlicher Eindruck.

Aber die Radspur ist interessant, um die Arbeit der Rad-AG etwas näher zu beleuchten. Denn auch dieses Gremium ist vielfältig besetzt. Herrman Holste, Vorsitzender der Rad-AG, hatte in seinem Eingangsstatement auf Kopenhagen, als fahrradfreundlichste und -affinste Stadt Europas hingewiesen. Nun wurde hinsichtlich dieser Linksabbiegerspur angemerkt, dass es solche dort nicht gäbe, sondern Linksabbiegen immer durch ein vorheriges Rechtsabbiegen erfolgt. Ähnlich ist dies am Bahnhof geregelt, wo man von der Wilhelmstraße zwecks Zufahrt zum Europaplatz und damit zum Mobil- und Infopunkt, zunächst rechts auf den Bürgersteig geführt wird und dann gemeinsam mit den Fußgängern die Wilhelmstraße quert. Nun hatte in seiner Vorstellung dieser Verkehrsregelung Thomas Fischer von der Stadtverwaltung gesagt, dass man lieber die Busspur zum direkten Linksabbiegen gehabt hätte. Eine Teilnehmerin empfand diese Form des Abbiegens als „zu gefährlich“.

Schematische Darstellung der Viktoriastraße mit 2 Fahrzeugspuren und dazwischenliegender Radfurt sowie Radweg am rechten Fahrbahnrand
Logik der Radfurten zur Erreichung der Aufstellflächen

Ich selbst verstehe die Ansichten. Die Abbiegelösung am Bahnhof finde ich beispielsweise sehr gelungen, also das Prinzip Rechtsabbiegen zum Linksabbiegen – aber, eben genau an dieser Stelle, da eine Querung der zwei Gegenfahrspuren ohne eigene Ampelregelung auch mir zu gewagt erschiene. Mit eigener Ampelregelung, also Abbiegen, wenn der Verkehr steht, gibt es aber wiederrum keinen Zeitvorteil gegenüber der jetzt etablierten Lösung.
Zurück zur Viktoriastraße: Ich wurde auf die mittig angelegte Spur auch mehrfach bereits angesprochen. Immer lautet das Argument „gemeingefährlich“. Dies kann ich nicht nachvollziehen, da für mich dieser Streifen lediglich eine Trasse für Radfahrende freihalten soll. Die Markierung verweist die Autos in ihre Spuren. Zwischen stehenden Autos entsteht so eine Lücke, die es erlaubt die Aufstellflächen vorne an der Kreuzung zu erreichen. Diese Form ist auch am Bourger Platz und am Europaplatz (vor der Kreuzkirche) zu finden. Solange der Verkehr fließt, muss ich als Radfahrender ohnehin mit dem Verkehr fahren bzw. die Autos eben auch mit mir, wenn ich vor Ihnen bin. Daran ändert die Spur zunächst nichts.
Um die Linksabbiegespur zu erreichen braucht es einen Spurwechsel. Und ja, das ist als Radfahrender keine triviale Sache, möchte ich zugeben. Nur, den braucht es an noch so vielen Stellen im Stadtverkehr. Man muss ihn daher wohl oder übel beherrschen, wenn man durch die Stadt per Rad fahren möchte. Es erinnert mich auch an Mittelspurfahrende auf der Autobahn, die auch mit dem PKW jeden Spurwechsel vermeiden wollen. Doch auch für sie gilt: Ohne Spurwechsel kommen sie nicht ans Ziel. Interessanterweise wurde die Aufstellfläche an der Wilhelmstraße ebenfalls kritisiert – diese allerdings, da man sie nicht erreichen kann – ergo dort fehlt, wohl aus Platzgründen – die entsprechende Trasse.
Ein Tipp aus dem Plenum soll auch nicht unerwähnt bleiben: Man kann in der Viktoriastraße auch gerade aus zum Bourger Platz weiterfahren und dann die Blockumfahrt nutzen, um wieder auf die Wilhelmstraße zu gelangen. Damit spart man das Linksabbiegen – mit den Autos muss man sich aber die Blockumfahrt teilen, bis man wieder an der Aufstellfläche ankommt, die man auch hier durch die genannten Fahrtrassen erreichen kann.

Radspuren am Bourger Platz: Eine Spur zwischen Autospuren, eine am rechten Rand
Radspuren am Bourger Platz

Ich wie auch andere Teilnehmer forderten Herrn Letz auf im Sinne eines Erklärens von Maßnahmen und weiterem Ausbau des Radwegenetzes aktiv zu sein. Mir war noch wichtig auf den ordnungswidrigen Radfahrer aus meinem letzten Post einzugehen. In einer Stadt, deren Radwege immer noch einen Flickenteppich, mit teils unsinnigen Geboten (Benutzungspflicht an unmöglichen Stellen, keine Freigabe an geeigneten Stellen, fehlende Beschilderungen…) darstellen, erscheint es sehr unglücklich, dass ein Radfahrender ohne jeglichen Ermessensspielraum direkt mit Ordnungsgeld belegt wird, während er keinerlei Gefährdungspotenzial entwickelt.

Leider konnte oder wollte Herr Letz auf meinen Redebeitrag nicht reagieren. Da er im Plenum durchaus Anklang fand, möchte ich aber Herrn Schlosser diesbezüglich nochmal kontaktieren. Schließlich bleibt er nun allem Anschein nach der zuständige Dezernent für das Ordnungsamt.

Veröffentlicht in Allgemein Korrekt?

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